Night-Rhinos
Kurz nach sieben MEZ, die Nachtsichtfunktion der Wildlife-Cam taucht das Mahlesela Becken im Tembe Elephant Park in einen Schwarzweiß-Negativfilm. Jede Menge Insekten fliegen sie an und ich höre größere Tiere, die ich aber noch nicht sehe.
Ich schreibe weiter E-Mails und lausche und frage mich, ob ich während meiner Netzresidenz noch mal Prädatoren zu Gesicht bekomme. Als ich wieder auf den Bildschirm schaue, sehe ich auf der anderen Seite des Wasserlochs zwei büffelgroße Tiere trinken, die ich zunächst auch für zwei Büffel halte. Dann schwenkt die Kamera nach links vom Wasserloch weg und im Schwenk werde ich gerade noch gewahr, es sind zwei Nashörner: Mutter mit Kind.
Für einen Moment überlege ich, ob die Kamera eine eingebaute Nashornerkennung hat, Object-Tracking, und sie absichtsvoll wegschwenkt, sobald sie Nashörner erkennt, um Wilderern keinen Hinweis zu geben, wo sie sich aufhalten. Gleichzeitig verspüre ich den Wunsch, die Kamera selber ausrichten und heranzoomen zu können. Nervös warte ich darauf, dass die Kamera zurückschwenkt. Dass sie sich noch am Wasser aufhalten, höre ich.
Breitmaulnashörner sahen wir diesen Sommer einige im Kruger-National- und im Hluhluwe-iMfolozi-Park, Spitzmaulnashörner nie. Nach Minuten, die ich mit Fluchen verbringe, schwenkt die Kamera tatsächlich wieder aufs ganze Wasserloch und sie sind noch da und trinken. Ich weiß noch, wie uns die Ranger beim Morning Walk den ersten Breitmaulnashorn-Kotplatz (Midden) zeigten, mit dem dominante Bullen ihr etwa zwei Kilometer großes Revier markieren, oft an den geteerten Straßenrändern und in ihm, ja, was? Rhino-Shufflen könnte man dazu sagen. Damit tanzen sie sich den reviermarkierenden Geruch an die Sohlen und verteilen ihn neben Urinspritzern in ihrem Territorium. Bis auf die dominanten Bullen leben sie in losen Verbänden, bis zu 6 Tieren, die Bullen dulden manchmal weitere, jüngere, subordinierte Bullen in ihrem Revier, es sei denn, ein Weibchen ist paarungsbereit, auch das erkennen sie am Geruch der Exkremente, selbst wenn Weibchen kein Revier damit markieren. Breitmaulnashörner weisen, ähnlich den Walgesängen, ein weites Spektrum kommunikativer Laute auf, die warnen, Hunger anzeigen, drohen, jammern, alles was man halt an ursprünglicher Sprache so braucht. Eins der traurigsten Beispiele dazu ist wohl das Babynashorn geworden, das minutenlang herzzerreißende Laute ausstößt vor seiner durch Wilderer hingerichteten Mutter.
Hier nehmen Mutter und Kind friedlich ein abendliches Bad und ihre Augen blitzen hin und wieder in der Nachteinstellung der Kamera auf.
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